Vom Glück geküsst.

Zwei Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, aber gerade darin lag ihre tiefe Verbindung. Olive, die Ältere, war immer schon die Ruhige, die nachdenkliche Seele, die in der Stille und der Natur ihre Antworten fand. Sie konnte stundenlang im Olivenhain sitzen und den Wind durch die Bäume rauschen hören, als würde sie den geheimen Sprachen der Natur lauschen. Ihre Augen leuchteten besonders, wenn der Regen sanft auf die Blätter prasselte und die Welt um sie herum in einen frischen Duft der Erneuerung tauchte.

Jules hingegen war das lebhafte Gegenteil: immer in Bewegung, voller Energie, mit einem herzhaften Lachen, das aus der Ferne wie Musik klang. Sie liebte die wogenden Wellen und die weiten Strände, auf denen sie barfuß rannte, als könnte sie dem Wind selbst davonlaufen. Für Jules war jeder Tag ein neues Abenteuer, und ihre Augen funkelten bei jeder Entdeckung. Sei es ein kleiner Gecko, der die Wand hoch hüpfte, oder der majestätische Flug eines Adlers hoch oben im Himmel.

Trotz ihrer Unterschiede waren die Schwestern unzertrennlich. Olive fand in Jules Unbeschwertheit den Funken, der sie immer wieder aus ihren Gedanken holte, während Jules in Olives ruhiger Weisheit einen Anker hatte, der sie erdete. Sie verbrachten ihre Tage in einem kleinen Haus auf einem Olivenhain in Katalonien, eingebettet zwischen grünen Hügeln und wilder Küste, wo sie im Einklang mit der Natur lebten.

Ihre gemeinsame Zeit war von Einfachheit geprägt. Morgens pflückten sie Zitrusfrüchte und frische Feigen für den Frühstückstisch, tagsüber wanderten sie durch die Wälder und Berge, wo Olive Jules von den Geheimnissen der Natur erzählte und Jules mit ihrer Fröhlichkeit die Welt zum Strahlen brachte. Abends saßen sie oft nebeneinander auf der alten Schaukel, die ihr Vater einst für sie gebaut hatte. Dort, schwingend unter dem weiten Sternenhimmel, fühlten sie sich dem Leben näher als nirgendwo sonst. Ihre Gespräche drehten sich um alles und nichts: um das Rauschen des Windes, die Farben des Sonnenuntergangs oder die Träume, die sie noch gemeinsam verwirklichen wollten.

Es war diese tiefe Liebe zur Natur, welche die Schwestern verband. Sie wussten, dass diese Freiheit ihnen alles gab, was sie brauchten. Ruhe für Olive und Abenteuer für Jules. Aber das wahre Geschenk lag in ihrer Freundschaft, die sie wie Wurzeln tief miteinander verknüpfte und sie immer wieder zueinander führte, egal wie unterschiedlich sie auch waren. Zusammen waren sie wie zwei Seiten eines Ganzen, das unendlich viel mehr war als die Summe seiner Teile.